Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose & Knochenbrüchen: Wirkung, Studien & Erfahrungen
Jul 10, 2025
Ein nicht heilender Knochenbruch – eine sogenannte Pseudarthrose – stellt für viele Patient:innen eine physische und psychische Belastung dar. Die konventionellen Behandlungsmethoden sind oft invasiv, langwierig und mit Einschränkungen im Alltag verbunden. Hier rückt die Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose immer stärker in den Fokus: eine nicht-invasive Methode, die die natürliche Knochenheilung stimulieren soll. Doch wie wirksam ist diese Therapieform wirklich? Was sagen die Studien? Und für wen ist sie geeignet? In diesem Artikel geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Wirkmechanismen, Studienlage, den Ablauf und die Erfolgschancen der Stoßwellentherapie bei Pseudarthrosen und schlecht heilenden Frakturen.
1. Was ist eine Pseudarthrose und wie entsteht sie?
Als Pseudarthrose bezeichnet man das Ausbleiben der knöchernen Heilung nach einem Knochenbruch über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten. Dabei bildet sich am Frakturspalt eine Art "falsches Gelenk" (Pseudo-Gelenk), was zu Schmerzen, Instabilität und eingeschränkter Funktion führen kann.
Ursachen einer Pseudarthrose
Schlechte Durchblutung im Frakturbereich
Infektionen nach Operationen
Mechanische Instabilität oder Fehlbelastung
Risikofaktoren wie Rauchen, Osteoporose oder Diabetes
Häufige Lokalisationen
Unterschenkel (Tibia)
Oberarm (Humerus)
Oberschenkel (Femur)
Abgrenzung zur verzögerten Frakturheilung
Nicht jede langsam heilende Fraktur ist eine Pseudarthrose. Von einer verzögerten Frakturheilung spricht man, wenn sich der Heilungsprozess deutlich verzögert, aber noch nicht als dauerhaft gestört gilt.
2. Wie funktioniert die Stoßwellentherapie (ESWT) bei Knochen?
Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) arbeitet mit energiereichen, mechanischen Impulsen, die von außen gezielt auf das betroffene Gewebe gerichtet werden. Dabei kommt es zu einer biologischen Reaktion im Körper, die regenerative Prozesse auslöst.
Biologischer Wirkmechanismus
Zellstimulation: Aktivierung von Osteoblasten (Knochenaufbauzellen)
Angiogenese: Neubildung von Blutgefäßen fördert die Durchblutung
Stimulation von Wachstumsfaktoren: z. B. VEGF, BMPs
Mechanotransduktion: Mikrobewegungen regen Heilung an
Radiale vs. fokussierte Stoßwellen
Fokussierte Stoßwellen: tiefenwirksam, für tiefliegende Frakturen geeignet
Radiale Stoßwellen: oberflächlich, eher bei muskulären Problemen verwendet
Einsatzbereiche
Pseudarthrosen verschiedener Lokalisationen
Verzögerte Frakturheilung
Kombinierbar mit operativen Verfahren zur Optimierung der Heilung
3. Studienlage zur Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden zahlreiche Studien zur Wirksamkeit der ESWT bei nicht heilenden Frakturen durchgeführt. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber auch heterogen.
Relevante Studien und Ergebnisse
Erfolgsraten zwischen 60 % und 85 % bei verschiedenen Knochen
Bessere Ergebnisse bei hypertropher Pseudarthrose (gute Durchblutung)
Studien zeigen beschleunigte Heilung im Vergleich zur Spontanheilung
Studiendesign und Fallzahlen
Meist retrospektive Studien oder Fallserien
Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sind rar
Schwankende Qualität der Datenlage, aber zunehmende Evidenz
Vergleich mit operativen Verfahren
ESWT ist nicht-invasiv, risikoarm und ambulant durchführbar
OP bleibt Standard bei instabilen oder infizierten Pseudarthrosen
4. Ablauf der Behandlung: So läuft eine Stoßwellentherapie ab
Vor der Behandlung erfolgt eine gründliche Diagnostik mittels Röntgen, CT oder MRT, um den Zustand der Pseudarthrose zu bestimmen. Erst danach wird die Therapie individuell geplant.
Typischer Behandlungsplan
Anzahl der Sitzungen: meist 3–5 Anwendungen im Abstand von 1–2 Wochen
Dauer pro Sitzung: ca. 20–40 Minuten
Energielevel: angepasst an Lokalisation & Tiefe
Ambulante Durchführung, ggf. mit leichter Betäubung
Nachsorge & Verhalten
Schonung des behandelten Bereichs für einige Tage
Vermeidung übermäßiger Belastung
Regelmäßige Verlaufskontrollen per Bildgebung
5. Erfolgsaussichten, Nebenwirkungen und Grenzen
Die Erfolgschancen hängen stark vom Knochen, der Art der Pseudarthrose und Begleiterkrankungen ab.
Erfolgsaussichten
Tibia & Humerus zeigen häufig gute Ansprechraten
Hypertrophe Pseudarthrosen sprechen besser an als atrophe
Mögliche Nebenwirkungen
Hämatome, Schmerzen, leichte Schwellungen
Selten: Hautirritationen, Gewebereizungen
Keine systemischen Nebenwirkungen bekannt
Grenzen der Stoßwellentherapie
Nicht geeignet bei instabilen Frakturen oder Knocheninfektionen
Kein Ersatz für operative Stabilisierung bei Knochendefekten
6. FAQ – Häufige Fragen zur Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose
Wie lange dauert es, bis die Stoßwellentherapie wirkt?
Die ersten biologischen Reaktionen beginnen wenige Tage nach der Behandlung. Klinisch sichtbare Verbesserungen zeigen sich in der Regel nach 4–8 Wochen, vollständige Heilung kann mehrere Monate dauern.
Wer übernimmt die Kosten?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nur bei bestimmten Diagnosen (z. B. Fersensporn). Bei Pseudarthrosen kann eine Einzelfallprüfung beantragt werden. Private Kassen übernehmen die Kosten meist eher.
Wie viele Sitzungen sind notwendig?
Üblicherweise sind 3 bis 5 Sitzungen erforderlich, in Ausnahmefällen auch mehr.
Ist Stoßwellentherapie bei jeder Pseudarthrose sinnvoll?
Nein. Bei instabilen, infizierten oder sehr alten Pseudarthrosen ist die Stoßwelle oft nicht ausreichend. Die Therapie ist bei gut durchbluteten, stabilisierten Frakturen am wirksamsten.
Welche Alternative gibt es zur Operation?
Neben der Stoßwellentherapie gibt es weitere nicht-operative Ansätze:
Magnetfeldtherapie
Elektrostimulation
Knochentransplantation (semi-invasiv)
7. Fazit: Wann lohnt sich die Stoßwellentherapie bei Knochenbrüchen?
Die Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose ist ein vielversprechender Ansatz zur nicht-invasiven Förderung der Knochenheilung. Besonders bei gut durchbluteten, stabilen Frakturen kann sie eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zur Operation sein.
Wichtig ist jedoch: Eine sorgfältige Diagnose, individuelle Einschätzung und fachärztliche Begleitung sind unerlässlich. Die Therapie ist kein Allheilmittel, aber ein wertvolles Werkzeug im Behandlungsspektrum.


Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose & Knochenbrüchen: Wirkung, Studien & Erfahrungen
Jul 10, 2025
Ein nicht heilender Knochenbruch – eine sogenannte Pseudarthrose – stellt für viele Patient:innen eine physische und psychische Belastung dar. Die konventionellen Behandlungsmethoden sind oft invasiv, langwierig und mit Einschränkungen im Alltag verbunden. Hier rückt die Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose immer stärker in den Fokus: eine nicht-invasive Methode, die die natürliche Knochenheilung stimulieren soll. Doch wie wirksam ist diese Therapieform wirklich? Was sagen die Studien? Und für wen ist sie geeignet? In diesem Artikel geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Wirkmechanismen, Studienlage, den Ablauf und die Erfolgschancen der Stoßwellentherapie bei Pseudarthrosen und schlecht heilenden Frakturen.
1. Was ist eine Pseudarthrose und wie entsteht sie?
Als Pseudarthrose bezeichnet man das Ausbleiben der knöchernen Heilung nach einem Knochenbruch über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten. Dabei bildet sich am Frakturspalt eine Art "falsches Gelenk" (Pseudo-Gelenk), was zu Schmerzen, Instabilität und eingeschränkter Funktion führen kann.
Ursachen einer Pseudarthrose
Schlechte Durchblutung im Frakturbereich
Infektionen nach Operationen
Mechanische Instabilität oder Fehlbelastung
Risikofaktoren wie Rauchen, Osteoporose oder Diabetes
Häufige Lokalisationen
Unterschenkel (Tibia)
Oberarm (Humerus)
Oberschenkel (Femur)
Abgrenzung zur verzögerten Frakturheilung
Nicht jede langsam heilende Fraktur ist eine Pseudarthrose. Von einer verzögerten Frakturheilung spricht man, wenn sich der Heilungsprozess deutlich verzögert, aber noch nicht als dauerhaft gestört gilt.
2. Wie funktioniert die Stoßwellentherapie (ESWT) bei Knochen?
Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) arbeitet mit energiereichen, mechanischen Impulsen, die von außen gezielt auf das betroffene Gewebe gerichtet werden. Dabei kommt es zu einer biologischen Reaktion im Körper, die regenerative Prozesse auslöst.
Biologischer Wirkmechanismus
Zellstimulation: Aktivierung von Osteoblasten (Knochenaufbauzellen)
Angiogenese: Neubildung von Blutgefäßen fördert die Durchblutung
Stimulation von Wachstumsfaktoren: z. B. VEGF, BMPs
Mechanotransduktion: Mikrobewegungen regen Heilung an
Radiale vs. fokussierte Stoßwellen
Fokussierte Stoßwellen: tiefenwirksam, für tiefliegende Frakturen geeignet
Radiale Stoßwellen: oberflächlich, eher bei muskulären Problemen verwendet
Einsatzbereiche
Pseudarthrosen verschiedener Lokalisationen
Verzögerte Frakturheilung
Kombinierbar mit operativen Verfahren zur Optimierung der Heilung
3. Studienlage zur Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden zahlreiche Studien zur Wirksamkeit der ESWT bei nicht heilenden Frakturen durchgeführt. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber auch heterogen.
Relevante Studien und Ergebnisse
Erfolgsraten zwischen 60 % und 85 % bei verschiedenen Knochen
Bessere Ergebnisse bei hypertropher Pseudarthrose (gute Durchblutung)
Studien zeigen beschleunigte Heilung im Vergleich zur Spontanheilung
Studiendesign und Fallzahlen
Meist retrospektive Studien oder Fallserien
Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sind rar
Schwankende Qualität der Datenlage, aber zunehmende Evidenz
Vergleich mit operativen Verfahren
ESWT ist nicht-invasiv, risikoarm und ambulant durchführbar
OP bleibt Standard bei instabilen oder infizierten Pseudarthrosen
4. Ablauf der Behandlung: So läuft eine Stoßwellentherapie ab
Vor der Behandlung erfolgt eine gründliche Diagnostik mittels Röntgen, CT oder MRT, um den Zustand der Pseudarthrose zu bestimmen. Erst danach wird die Therapie individuell geplant.
Typischer Behandlungsplan
Anzahl der Sitzungen: meist 3–5 Anwendungen im Abstand von 1–2 Wochen
Dauer pro Sitzung: ca. 20–40 Minuten
Energielevel: angepasst an Lokalisation & Tiefe
Ambulante Durchführung, ggf. mit leichter Betäubung
Nachsorge & Verhalten
Schonung des behandelten Bereichs für einige Tage
Vermeidung übermäßiger Belastung
Regelmäßige Verlaufskontrollen per Bildgebung
5. Erfolgsaussichten, Nebenwirkungen und Grenzen
Die Erfolgschancen hängen stark vom Knochen, der Art der Pseudarthrose und Begleiterkrankungen ab.
Erfolgsaussichten
Tibia & Humerus zeigen häufig gute Ansprechraten
Hypertrophe Pseudarthrosen sprechen besser an als atrophe
Mögliche Nebenwirkungen
Hämatome, Schmerzen, leichte Schwellungen
Selten: Hautirritationen, Gewebereizungen
Keine systemischen Nebenwirkungen bekannt
Grenzen der Stoßwellentherapie
Nicht geeignet bei instabilen Frakturen oder Knocheninfektionen
Kein Ersatz für operative Stabilisierung bei Knochendefekten
6. FAQ – Häufige Fragen zur Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose
Wie lange dauert es, bis die Stoßwellentherapie wirkt?
Die ersten biologischen Reaktionen beginnen wenige Tage nach der Behandlung. Klinisch sichtbare Verbesserungen zeigen sich in der Regel nach 4–8 Wochen, vollständige Heilung kann mehrere Monate dauern.
Wer übernimmt die Kosten?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nur bei bestimmten Diagnosen (z. B. Fersensporn). Bei Pseudarthrosen kann eine Einzelfallprüfung beantragt werden. Private Kassen übernehmen die Kosten meist eher.
Wie viele Sitzungen sind notwendig?
Üblicherweise sind 3 bis 5 Sitzungen erforderlich, in Ausnahmefällen auch mehr.
Ist Stoßwellentherapie bei jeder Pseudarthrose sinnvoll?
Nein. Bei instabilen, infizierten oder sehr alten Pseudarthrosen ist die Stoßwelle oft nicht ausreichend. Die Therapie ist bei gut durchbluteten, stabilisierten Frakturen am wirksamsten.
Welche Alternative gibt es zur Operation?
Neben der Stoßwellentherapie gibt es weitere nicht-operative Ansätze:
Magnetfeldtherapie
Elektrostimulation
Knochentransplantation (semi-invasiv)
7. Fazit: Wann lohnt sich die Stoßwellentherapie bei Knochenbrüchen?
Die Stoßwellentherapie bei Pseudarthrose ist ein vielversprechender Ansatz zur nicht-invasiven Förderung der Knochenheilung. Besonders bei gut durchbluteten, stabilen Frakturen kann sie eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zur Operation sein.
Wichtig ist jedoch: Eine sorgfältige Diagnose, individuelle Einschätzung und fachärztliche Begleitung sind unerlässlich. Die Therapie ist kein Allheilmittel, aber ein wertvolles Werkzeug im Behandlungsspektrum.

